Auf der Suche nach der guten Mischung
TEXT: Carola Rönneburg
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will den Gewerbestandort in der Ratiborstraße 14 c–g erhalten und gleichzeitig dem Wunsch der Stadt entsprechen, dort Wohnraum für Geflüchtete zu errichten.
Im Februar 2018, nach einer Befragung der Bezirke, legte der Senat jeweils zwei Standorte pro Stadtteil für eine Bebauung mit „Modularen Unterkünften für Flüchtlinge“ (MUF) fest. Friedrichshain-Kreuzberg soll insgesamt 1.000 Geflüchtete unterbringen und hatte neben einem Grundstück an der Alten Jakobsstraße/Franz-Künstler-Straße das Gelände an der Ratiborstraße 14 benannt – zur Überraschung seiner Nutzer*innen und der Nachbarschaft, handelt es sich doch um eine Fläche, die seit Jahrzehnten vor allem von Handwerksbetrieben genutzt wird. Darüber hinaus befinden sich hier ein Wagenplatz mit 13 Bewohner*innen, eine Kita sowie der Biergarten „Jockel“.
Zwölf der insgesamt 80 Arbeitsplätze auf dem Areal gehören zur Schlosserei Max Kruppa, die es seit 1965 an diesem Standort gibt. Inhaber Bernd Ballhause hat das Unternehmen 1980 übernommen: „In absehbarer Zeit würde ich es gern an meinen Sohn weitergeben“, sagt er. Der und ein weiterer Auszubildender sollen jetzt eigentlich bei ihm ihre Lehre beginnen – ob sie die auch in der Ratiborstraße beenden können, ist noch nicht sicher.
Dass Geflüchtete aus den provisorischen Unterbringungen herauskommen und endlich wohnen sollen, ist keine Frage auf dem Gelände. „Zusammenrücken“ war längst die Devise, seit das Grundstück im MUF-Plan auftauchte – doch wie sehr? Damit beschäftigt sich ein Planungsbüro. Es soll „eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe für die Liegenschaft“ erarbeiten.
Auf einer Informationsveranstaltung im Oktober 2018 erläuterte Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen) 120 Anwohner*innen, was der Bezirk mittlerweile fraktionsübergreifend anstrebt: Der Gewerbestandort samt Wagenplatzbewohner*innen soll erhalten bleiben und zukünftig auch verdrängte Handwerker*innen aus Kreuzberg aufnehmen. Gleichzeitig solle Wohnraum nicht nur für Geflüchtete, sondern zum Beispiel auch für Studierende entstehen. Um die Gesamtzahl von 1.000 Geflüchteten zu erreichen, hat der Bezirk sogenannte Ergänzungsstandorte für deren Unterbringung ermittelt. Ob so die Ratiborstraße entlastet werden kann, hängt unter anderem davon ab, wie die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales die Pläne bewertet. Der zuständige Staatssekretär der Verwaltung, Daniel Tietze, hielt fest, dass Bauten für 300 bis 500 Geflüchtete auf dem Areal eingeplant seien. Dennoch: „Wir sind bereit zu verhandeln.“
Auf dem Gelände der Schlosserei Max Kruppa ist direkt hinter der Einfahrt eine Bauhütte eingerichtet. Mittwochs zwischen 18 und 19 Uhr können sich Nachbar*innen über die Planung informieren.